IN DER BAUMSCHULE: DIE EICHE

QUERCUS

Was Sie immer schon über Bäume wissen wollten, aber sich nie getraut haben, zu fragen.

Botanisch gehört die bedeutendste Laubbaumgattung der nördlichen Welthalbkugel mit ihren 400 bis 600 Arten sowohl zu den Buchengewächsen als auch zu den ganz alten Waldlebewesen: Fossile Pollenfunde zeigen, dass schon im Tertiär rund 23 bis 5 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung Eichen auf dem Gebiet des heutigen Österreich wuchsen. Weil die Eiche ein entwicklungsgeschichtlicher Methusalem ist, haben sich im Lauf der Evolution viele Schmetterlingsarten auf Quercus spezialisiert: Je nach Quelle sind Eichen der Lebensraum für 100 bis 500 Insektenarten.

SCHWEINISCHE WALDPLÜNDERUNG

Unfreiwillig diente der Baum bis ins 19. Jahrhundert auch als Nahrungsquelle der Hausschweine, die von ihren Hirten zur sogenannten Eichelmast in den Wald getrieben wurden. Das schlug sich auf das Erscheinungsbild der Schweine – die ihren wilden Artgenossen sehr ähnlich waren – ebenso nieder wie auf das des Waldes: Da sich die Schweine mit mörderischem Appetit über Eicheln, Bucheckern und Kastanien hermachten, war die natürliche Waldverjüngung durch nachwachsende Bäume unterbunden. Die als Weide genutzten Wälder präsentierten sich als locker bestandene, helle Haine von großen Bäumen mit ausladenden Kronen. Genau davon profitierte die Eiche, die sonst vielerorts von der weniger lichtbedürftigen und schneller wachsenden Rotbuche verdrängt worden wäre.

Die Eiche: Kann über 1.000 Jahre alt werden

DER LEBENS- UND NATIONALBAUM

Nicht nur Schweine ließen sich die Eicheln schmecken: Jahrhundertelang und speziell in Zeiten der Not wie im Zweiten Weltkrieg wurden die Baumfrüchte zu Mehl vermahlen oder als Kaffeeersatz geröstet. Schon lange zuvor wusste die Eiche über den Körper des Menschen hinaus auch seine Seele zu nähren: Sowohl den Kelten als auch den alten Griechen und Römern war die Eiche heilig; in der christlichen Kultur galt sie als Lebensbaum und Symbol für die glaubensstarke Mutter Gottes

Häufig wurde unter Eichen Recht gesprochen, und speziell nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870-71 wurden Eichen bewusst als Friedensbäume gepflanzt; umgekehrt etablierte sich die Eiche auf das literarische Betreiben des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) als deutsches Nationalsymbol, das in Form von Eichenlaub, Kränzen und Eicheln Münzen und die Insignien von Hitlers NSDAP, der Wehrmacht und der SS sowie später auch der Bundeswehr zierte.

Viel lebensbejahender nimmt sich da die legendäre Aktion des deutschen Künstlers Joseph Beuys (1921-1986) aus, der im Rahmen der documenta von 1982 bis 1987 mitmilfe der Bevölkerung 7.000 Eichen in Kassel pflanzte, die das Ortsbild nach Beuys’ Motto „Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ bis heute prägen.

DIE HARD FACTS
  • Typ: Sommer- bzw. vereinzelt immergrüner Laubbaum
  • Familienzugehörigkeit: Buchengewächse (Fagaceae)
  • Heimat: Eurasien, Nordafrika, Nord-, Mittel- und Südamerika, Karibik
  • Maximale Höhe: ca. 25 Meter
  • Maximaler Stammdurchmesser: ca. 9 Meter
  • Maximale Lebensdauer: über 1.000 Jahre
  • Nährstoff- und Wasserbedarf: gering, sehr lichtbedüftig
  • Holz: warme, gelbbraune Tönung mit lebhafter Textur
  • Geeignet für: Möbel-, Schiff- und Weinbau (Barriques), Böden
  • Besonderheiten: in Europa überwiegt die Weißeiche
  • Wird bei Mareiner zu: Wandpaneel und Designplatte Eiger und Jungfrau, Boden Simplon, Furkapass, St. Bernard, Stelvio und Galibier (original Altholz)